Corona-Update 19.4.20

Langsam wird die Situation nun auch in Japan etwas beschränkter. Vor knapp drei Tagen hat Präsident Abe den bisherigen Notstand in den sieben Präfekturen auf das ganze Land bis zum 6. Mai ausgedehnt. Das bedeutet zwar zahlreiche Einschränkungen, Empfehlungen und Apelle, jedoch – und für uns zum Glück – noch keinen totalen Lockdown wie in der Schweiz oder anderen Ländern in Europa. Angesichts der bevorstehenden „Golden Week“, der Haupt-Ferienzeit in Japan, ist diese Entscheidung sicherlich richtig, denn es ist nicht nur für viele Japaner in den Provinzen eine Horrorvorstellung, dass Menschen aus dem am intensivsten betroffenen Tokyo oder den anderen Ballungsgebieten sich übers Land verstreuen… Herumreisen ist also definitiv ein No-Go, und wir sind froh, momentan einen festen „Wohnsitz“ zu haben.

Die Sorgen in Japan sind auch völlig berechtigt, und die Anzahl der Erkrankten steigt auch hier täglich weiter an, insbesondere in Tokyo (vgl. https://www.japantimes.co.jp/liveblogs/news/coronavirus-outbreak-updates/). Wenn man diese jedoch im internationalen Vergleich betrachtet, steht Japan (zum Glück) immer noch gut da (vgl. auch https://news.google.com/covid19/map?hl=de&gl=DE&ceid=DE:de). Noch interessanter ist der Vergleich, wenn man die Anzahl der Fälle der Bevölkerungszahl gegenüberstellt… Ein Grund mehr, warum wir uns hier immer noch ziemlich sicher fühlen.

Seit Dienstag, 14.4. befinden wir uns in Hiroshima, der historisch bekannten Stadt, die für die Abschaffung von Atomwaffen und die Verwirklichung eines dauerhaften Friedens in der Welt eintritt. Mit etwa 1 Million Einwohnern (sowie 2,8 Millionen in der Präfektur) ist sie zwar eine grosse Stadt, im japanischen Vergleich wirkt sie auf uns jedoch eher provinziell. 😉 Hier haben wir ein kleines Apartment gemietet, so dass ein normaleres Leben möglich ist als beim Wohnen im Hotel. Weiterhin haben wir Bewegungsfreiheit, können einkaufen, und auch mit unseren Velos oder zu Fuss die Stadt erkunden. Bis auf Parks, Tempel oder Schreine sind natürlich alle Sehenswürdigkeiten und Mussen etc. geschlossen.

Bisher waren zwar Geschäfte und Restaurants noch mehrheitlich offen. Nach dem Entscheid am 16.4. machten an diesem Wochenende nun erstmalig auch Kaufhäuser, viele Shops und Restaurants dicht. Viele möchten am Montag aber wieder öffnen, ggf. mit reduziertem Mobiliar für die Einhaltung des Sicherheitsabstands von 2 Metern…

Ein offizielles Verbot zur Öffnung gibt es jedoch nicht. Viele Läden oder Verkaufsstellen schützen ihre Mitarbeitende mit Plastikplanen an den Schaltern und Theken. Öffentliche Verkehrsmittel fahren weiterhin normal.
Diverse Massnahmen sollen eingehalten werden, was dann aber teilweise etwas grotesk wirkt: Im Starbucks darf man seit gestern nicht mehr verweilen, es gibt nur noch Take-Out. Zudem kann man nur noch mit Karten bezahlen. Im Kaffeeladen, Restaurant oder Laden nebenan läuft es weitgehend normal und Bargeld wird weiterhin angenommen. Und es erfolgen Durchsagen, dass man Abstand zu anderen Personen halten soll. Ob so ein „halber Lockdown“ sich auszahlt?? Immerhin tragen hier die Menschen inzwischen zu 99% ihre Masken.
In Japan wird nun auch zur Telearbeit und zum Homeoffice aufgerufen, auch um die Pendlerströme einzudämmen. Dies stellt jedoch die Firmen vor eine grosse Herausforderung, denn die japanische Arbeitswelt ist noch sehr konservativ auf Präsenz ausgerichtet. Insbesondere die Tradition des Stempelns mit dem „Hanko„, dem Namensstempel wirkt sich sehr bremsend aus.

Etwas unangenehmer ist seit vorgestern für uns eine neue „Herausforderung“ (ich vermeide es gerne, von einem Problem zu sprechen 😉): Finnair hat – vermutlich aufgrund der Verkündung des Notstands – die letzte Interkontinentalverbindung nach Tokyo eingestellt, unseren Rückflug am 5.5. erneut storniert und uns vor die Wahl gestellt, entweder eine Rückzahlung zu erhalten, oder einen Rückflug ab 3. Juli (!) zu buchen. Weitere Optionen, also eine erneute Umbuchung auf eine andere Gesellschaft, haben wir nicht mehr. Im Prinzip kann ich die Haltung zwar nachvollziehen, aber für uns ist das natürlich ziemlich ärgerlich, zumal wir uns ja seit zwei Wochen darauf verlassen haben.

Wir sind nun also dabei, einen Rückflug mit einer anderen Fluggesellschaft zu organisieren. Viele Optionen gibt es nicht, es bleiben Lufthansa (bzw. ANA) und LOT, die polnische Airline. Beide ab Tokyo. Ggf. würden wir vielleicht auch einige Tage früher heimkommen als geplant. Vielleicht.
Lufthansa fliegt nicht selbst, der Flug würde durch All Nippon Airways durchgeführt. Daher würde es mit der Velomitnahme wohl schwierig. Natürlich wäre es auch möglich, sie per Post zu schicken, wenn überhaupt nichts geht. Allerdings ist das relativ aufwändig, auch wegen der Verpackung, und so hoffen wir weiterhin, sie mit dabeihaben zu können.

Momentan tendieren wir zu LOT, die uns von unseren Freunden auch als sehr angenehm geschildert wurde. Sie sind sehr preisgünstig, und sie würden sogar unsere Velos akzeptieren. Knackpunkt ist aber derzeit, dass sie den Flugbetrieb ab Tokyo offiziell erst wieder ab 26.4. „planen“. Dass sie tatsächlich starten, können sie uns also nicht 100%ig versprechen. Wenn es also schlecht läuft, haben wir das Problem also nur weiter verschoben…  Naja, wir bleiben dran! 👍 😉

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