Corona-Update 07./08.04.2020

Vielen Dank nochmals für Eure Rückfragen, Tipps und Hinweise zu unserem Dasein hier in Japan. 😊

Morgen wäre unsere Reise gemäss Planung zu Ende gewesen, d.h. wir wären zum Flughafen Kansai (Ōsaka) gefahren und hätten unseren Rückflug angetreten.
Wäre. Hätte…

Bislang konnten wir unsere Reise trotz der weltweit drastischen Lage wie geplant weiterführen, was uns von Tag zu Tag absurder vorkam. Aber alles verlief normal und nach Planung, alles hat geklappt, also sahen wir keinen Grund zur Beunruhigung. Bis dann Finnair vor zwei Wochen unseren Rückflug ab Ōsaka ersatzlos storniert hat und dann für eine Kontaktaufnahme erst einmal nicht mehr erreichbar war . Grund zur Panik oder eine überstürzte Rückreise sahen wir zwar nicht, aber irgendwann fragten wir uns natürlich schon, wie es weitergehen würde.

Am letzten Samstag (4.4.) kam dann endlich der Kontakt mit Finnair zustande. Der nächstmögliche, buchbare Ersatzflug war am 05.05.2020 (01.35 nachts…) zu haben. Somit werden wir noch weitere vier Wochen in Japan verbringen. Der Aufenthalt ist ja nicht unbedingt eine Strafe für uns.  Zum Glück haben Thom und ich auch noch genügend Ferientage und Überstunden, die – in Rücksprache mit unseren Arbeitgebern – nun (schneller als geplant) abgebaut werden können.

Unser rasch zusammengestelltes Verlängerungsprogramm sieht folgendermassen aus:

10.-14.04. Hamamatsu
14.-29.04. Hiroshima
29.04.-02.05. Shimoda (Izu)
02.-04.05. Itō (Izu)
04.-05.05. Itō – Tōkyo – Zürich

Wie sieht die Situation in Japan derzeit aus? In den letzten beiden Wochen (siehe auch Beitrag vom 26.03.2020) hat sich auch in Japan die Zahl der Erkrankungen langsam, aber stetig erhöht. Die Fallzahlen sind jedoch im Vergleich zu Europa immer noch ziemlich moderat, bzw. auch sehr unterschiedlich bzw. regional verteilt. Wie man sich denken kann sind insbesondere die Ballungszentren (u.a. Tōkyo, Yokohama, Nagoya sowie Ōsaka) problematisch. Dort gibt es derzeit die meisten Infizierten, und die Zahl der Neuerkrankungen entwickelt sich stärker als in anderen Präfekturen. Man muss aber auch sagen: Japan hat rund 125 Millionen Einwohner, und daher nimmt sich diese Anzahl höchst bescheiden aus – vergleicht man es etwa mit den europäischen Ländern und insbesondere der Schweiz.

Seit gestern sind gemäss der Zeitung „Japan Times“ ca. 3600 Infizierte gemeldet (ohne das Corona-Schiff…), Tendenz steigend. Auch ist der von der Regierung Abe verabschiedete Notstand für die sieben besonders betroffenen Präfekturen in Kraft getreten (s. auch https://www.japantimes.co.jp/news/2020/04/06/national/japan-state-of-emergency-covid-19). Das heisst, es gelten dort dieselben Einschränkungen, wie derzeit in der Schweiz und Deutschland.  Eine gute Übersicht zu den Fallzahlen findet sich auch unter https://covid19japan.com/.

In den übrigen Präfekturen/Regionen verläuft das Leben erstaunlich normal – sieht man von der Absage von Festen, Versammlungen oder der Schliessung von staatlichen Museen ab. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind momentan nicht betroffen (abgesehen vom interkontinentalen Flugverkehr). Dass gut 80-90% der Japaner sowieso Gesichtsmasken tragen, hatte ich ja bereits erwähnt. Auch dass überall in Läden und öffentlichen Einrichtungen die Nutzung von Handdesinfektionsmitteln Standard ist. Dazu gibt es ähnliche Phänomene wie überall auf der Welt, etwa dass teilweise kein Toilettenpapier mehr erhältlich, bzw.  dieses in manchen Läden rationiert (1 Packung pro Person/Einkauf) ist…

Man beachte auf obigem Foto übrigens die bezaubernde „Toilettenpapier“-Vorfühl-Bar – und das in einem kleinen Heimwerkermarkt mitten in der Provinz!  😉

Überrascht waren wir dann aber, dass z.B. die beliebte Handseife Kireikirei (キレイキレイ) überall praktisch ausverkauft ist. Das spricht aber wohl für das hiesige Hygienebewusstsein – und die Beliebtheit dieser Flüssigseife.

Natürlich hoffen wir, dass sich sowohl hier als auch in überall die Situation bessert. Kopfzerbrechen bereiten uns kleinere Problemchen. Ich müsste irgendwann zum Coiffeur, und wir haben für wärmere Temperaturen nicht die ganz passende Kleidung dabei. Für unsere Grössen können wir aber nicht mal schnell was kaufen gehen… Naja, aber das sind Luxusprobleme.

Trotz allem fühlen wir uns in Japan – insbesondere auf dem Lande – weiterhin sicher und gut aufgehoben. Es gibt schlimmere Strafen als einen Zwangsaufenthalt hier. 😉

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