Bizen – 備前

Okayama ist zwar auch eine Reise wert, jedoch zog es uns in den nächsten beiden Tagen in zwei kleinere Nachbarstädte: Bizen und Kojima. Auch ein Ausflug nach Kurashiki ist von Okayama aus sehr gut möglich.

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Aber warum Bizen? Und wieso Kojima?
Bizen ist eine der sechs ältesten Keramikstätten Japans, also mussten wir dieser Produktionsstätte selbstverständlich mal einen Besuch abstatten. Zu Kojima kommen wir später noch.

Die Bizen-Keramik ist nicht vergleichbar mit Tobe-Porzellan oder auch Arita-Porzellan. Bizen-Keramik ist das, was man bei uns getöpferte Ware nennt. Es besteht also aus Ton (nicht aus weissem Kaolin, wie Porzellan) und ist von der Farbe her erdbraun. Das war bereits alles, was wir wussten. Nun wollten wir uns vor Ort schlauer machen.

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Mit der Vorortbahn erreicht man Bizen von Okayama aus in ca. einer dreiviertel Stunde. Die Birdys nahmen wir sicherheitshalber mit. Bei unserer Ankunft war es –  an einem normalen Werktag – ausgesprochen ruhig, nur auf der Durchgangsstrasse vor dem Bahnhof brauste der Schwerverkehr. Wir klappten unsere Faltvelos auseinander, stellten sie aber gleich wieder ab, denn das Bizen-Keramik-Museum der Präfektur Okayama liegt gleich gegenüber des Bahnhofs.

Dort kann man sich erst einmal einen kleinen Überblick verschaffen, denn es sind interessante und recht wertvolle Exemplare der Bizen-Keramik ausgestellt. Anhand der englischen Infoblätter bekommt man einen ersten Überblick über die vier verschiedenen Stile der sogenannten Raku-Brenntechnik.

Mit erstem Durchblick kehrten wir dann wieder ins Bahnhofsgebäude zurück, denn da sollte es einen Showroom geben. Und dieser lohnt sich wirklich, denn dort kann man von jeder Brennerei Bizens eine kleine Sammlung von Töpfereien anschauen und auch kaufen, was die Suche nach einer Töpferei seines Geschmacks ungemein erleichtert, denn die sind zahlreich. Ein paar Stücke – wir schauten in erster Linie nach Matcha-Schalen – gefielen uns sehr. Nur beim Preis dachten wir erst einmal, dass wir unsere Brillen vergessen bzw. uns um eine Nullstelle verguckt hätten. Sehr merkwürdig.

Nichtsdestotrotz kringelten wir einige Adressen auf der Übersichtskarte von Brennereien/Geschäften an, die wir vom Design her interessant fanden, und radelten  los.

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Die Haupt-Geschäftsstrasse mit den meisten Showrooms ist nur einen Steinwurf entfernt, und ein Velo ist eigentlich nicht unbedingt notwendig. Ein, zwei Brennereien und Sehenswürdigkeiten, die wir uns notiert hatten, lagen allerdings etwas ausserhalb, somit würden uns unsere Fahrräder etwas Zeit sparen.

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Überall sieht man Töpferwaren als Verzierung. Neben den vielen Produzenten mit ihren Geschäften gibt es ein, zwei kleine Tempel sowie einen historischen Brennöfen zu sehen. Letzerer ist leider eingezäunt.

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Wir betraten recht viele Geschäfte, um zu schauen. Die Werkstatt oder Wohnstube liegt meist direkt dahinter, so dass man gelegentlich das Gefühl hat, in ein privates Haus einzutreten.
Es war praktisch nicht los, eigentlich ähnlich wenig wie damals (2009) in Arita. Vermutlich nicht erstaunlich für einen gewöhnlichen Wochentag im Winter.
Die Preise der Stücke dezimierten unsere Kauflust allerdings. Sie waren teilweise schwindelerregend. Immerhin zeigten wir wohl Geschmack an gutem/edlem Raku-Design, denn die Preise für die von uns hübsch befundenen Matcha-Becher zeigten höhere fünfstellige Yen-Beträge… 🙁
Ca. CHF 50 (~YEN 5000) hätte ich ja noch ganz o.k. gefunden, so im Vergleich mit dem Porzellan aus Arita. Aber eine Null mehr?? Wo waren wir denn hier gelandet???
CHF 500-800 für eine zerbrechliche Matcha-Schale? Hilfe! Das hat uns doch etwas den Atem verschlagen. Zumal uns für solch speziellen, edle Teile dieses Kulturguts ja noch absolut der Blick  fehlt.

Nach diesem Schock mussten wir erstmal etwas Essen, und das familiäre Sushi-Restaurant, gleich auf derselben Strassenseite am Bahnhof, ist sehr empfehlenswert für einen Mittagslunch.

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Gestärkt radelten wir dann aus der Gefahren-Shopping-Zone an den Dorfrand.
Dortige Feststellung an einem Betrieb: Wenn alle Töpfer ihre Brennöfen anstellen, ist das eine nicht sehr ökologische Angelegenheit…

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Schliesslich erreichten wir die letzte Töpferei, die wir angekreuzt hatten.
Von aussen war alles wenig einsehbar, wie so vieles in Japan. Aber wir trauten uns doch hinein (Schuhe aus, natürlich) und ein junger Mann, der Meister persönlich, begrüsste uns erstaunt und drückte uns gleich einen englischsprachigen Katalog in die Hand.
Seine Töpfereien gefielen uns wirklich ausserordentlich gut, und bewegten sich in einem Preisniveau, was wieder etwas realistischer schien. Wir wagten es dann tatsächlich, drei schöne Becher zu kaufen. Er packte sie sehr sorgfältig und mit viel „Puchipuchi“ (Luftpolsterfolie) ein, gab uns sogar noch einen ordentlichen Rabatt und zeigte uns anschliessend noch den Brennofen.
Es beruhigte mein ökologisches Gewissen, dass die Produzenten, je nach Grösse, und  sofern sie eigene Öfen haben, diese nur wenige Male im Jahr anstellen. Es ist teuer, die Öfen tagelang brennen zu lassen. Es braucht viel Holz, und die vielen Tonstücke mit den verschiedenen Techniken müssen erst einmal produziert und dann sehr sorgfältig aufgeschichtet werden. Der Rest bleibt dem Zufall überlassen. Daher ist jedes Stück ein absolutes Unikat – und das schlägt halt auf den Preis.

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Nun besitzen wir also zwei sehr schöne, einzigartige Macha-Schalen und einen kleinen Becher, dessen Design Thom nicht widerstehen konnte. Unser ganzer Stolz. Wir hoffen, sie überstehen die lange Reise, es wären sonst ziemlich teure Scherben…

Nachtrag: Wir haben dann noch herausgefunden, warum Bizen solch ein erstaunlich hohes Preisniveau hat. Im Gegensatz zu Arita, der alten Porzellanstadt, die sich immer etwas auf ihrer alten Geschichte ausgeruht hat, und sich nur auf Tradition berief, schaffte Bizen es, mit neuen Ideen und Innovationen die Kenner- und Sammlerherzen zu erobern.
Und wo Sammler sind, wird es halt immer teuer…

 

 

 

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