Besuch bei Tajiri-san – 田尻さんを遊びに行きます

Am 27.12. war der Besuch unseres Bekannten Tajiri-san und seiner Familie angesagt. Zur Erinnerung: Wir haben Tajiri-san letztes Jahr durch Vermittlung von Imai-san kennengelernt. Er hat uns in Iwate den Bauernhof gezeigt (s. Blog vom 22.8.12 ).

Er wohnt im Sommer in Iwate, aber während des Winters in Tokyo bzw. im Bezirk Shinagawa, nicht weit von der Bahnstation Omori. Tajiri-san hatte uns genaue Anleitungen geschickt, wo wir aussteigen und warten sollten: Nördlicher Ausgang, bloss nicht westlich. In den hintersten Wagen einsteigen.  Eigentlich klar, aber aus Respekt vor Tokyo und der Angst, es womöglich nicht zu finden, fuhren wir sehr zeitig los und waren natürlich viel zu früh am vereinbarten Treffpunkt. Nun ja, dann tranken wir halt noch schnell einen Kaffee gegenüber des Bahnhofs.

Tajiri-san kam pünktlich, auf beiden Seiten ein grosses „o-hizashiburi desu ne“ (=lange nicht gesehen), und dann führte er uns durch sein Stadtviertel, in dem gleich zwei alte Häuser berühmter japanischer Schriftsteller stehen, und die zu besichtigen sind.
Früher war das eben ländliches Gebiet ausserhalb Tokyos gewesen. Inzwischen ist alles dicht besiedelt und zum Ballungsraum zusammengewachsen.

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Im Haus stellten wir unsere Sachen abstellen, gingen dann zuerst noch etwas einkaufen. Das kleine Fischgeschäft und der kleine Obst- und Gemüseladen in der Nachbarschaft haben beide ein prima Angebot an frischen, saisonalen Produkten. Das Wohngebiet hatte dadurch etwas döflich-ländliches. Uns gefällt das sehr gut.

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Es ist überhaupt ein Phänomen in Tokyo, dass vieles, sobald man die bekannten Orte und grossen Strassen verlässt, sehr schnell einen dörflichen Charakter bekommt. Tokyo, das 9 Millionen-Dorf.

Ich gebe zu, ich hatte etwas Angst vor diesem Ballungsraum und den vielen Menschen. 2006, bei unserer ersten Japan-Reise, hat es mich auch ziemlich überfordert. Jetzt empfinde Thom und ich es als überraschend vielfältig und vielschichtig. Spontan könnten wir uns sogar vorstellen, mal hier zu leben. Aber da das überhaupt keine Option ist, lässt sich mit diesem Gedankenspiel ja gut leben. 🙂

Tajiri-sans Frau und Tochter begrüssten uns dann, als wir ins Haus zurückkehrten. Kae-san, die Tochter, hatte sich sogar extra einen sehr schönen Kimono angezogen. Sie sah toll aus. Sae-san war erstmal mit den Vorbereitungen des Lunch beschäftigt. Alles schmeckte grossartig: Es gab „Nabe“, den japanischen Wintereintopf mit Zwiebeln, Pilzen, Chinakohl, Tofu, Fisch, Konjaku, etc., und dazu konnte sich jede(r) sein Temaki-Sushi selbst rollen. Sehr bald waren wir ziemlich satt.

Nach einer Pause wurden wir ins Tatami-Zimmer gebeten. Kae-san würde uns eine Tee-Zeremonie darbieten. Sie hatte vor kurzem ihr Diplom erworben und freute sich, ihren Eltern und uns das vorführen zu können.

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Schön war, dass dies gerade nicht in steifem Rahmen und einer anstrengenden Sitzposition verbunden war. Wir sassen alle bequem und schauten Kae-san zu, wie sie vorschriftsmässig die choreographierten Bewegungen des Cha-do durchführte.

Da bleibt rein gar nichts dem Zufall überlassen. Ach ja, der mit dem Teebesen geschlagene Matcha, also pulverisierte Grüntee, schmeckte ausgezeichnet und gar nicht bitter.

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Natürlich strengten wir uns trotzdem an, die Form zu wahren. Aber das Knien – noch dazu in Jeans – ist megaanstrengend. Tröstlich: Auch viele jüngere JapanerInnen schaffen das nicht mehr.

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Danach durften wir uns auch probieren, den Matcha aufzuschlagen. Thom sah aber nicht ganz so elegant aus wie Kae-san… 🙂

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Hier nochmals die ganze Familie.

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Und dann nochmals ein sehr hübsches Bild mit Selbstauslöser von uns allen.

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Es war ein sehr gemütlicher Nachmittag, die Zeit verging mit der teils japanisch, teils englischen Konverstation wie im Flug. Tajiri-san und Kae-san begleiteten uns dann noch zum Bahnhof zurück.

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Wir hoffen, dass sie uns bald mal in der Schweiz besuchen kommen und wir ihnen auch ein leckeres Schweizer Menue zubereiten können. Die Japaner, die wir hier kennen gelernt haben, lieben Schweizer Käse und Käsefondue. Auch wenn wir Nicht-Schweizer sind: Das können wir in exzellenter Qualität zubereiten.

田尻さん、ありがとうございました。この日はとてもたのしかったです。もすぐスイスに来てください。

 

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