Besuch bei den Schneeaffen

Die letzten zwei Tage vergingen ruckzuck, es blieb nicht einmal Zeit, sich dem Jetlag hinzugeben, der minutenweise versuchte, uns tagsüber zu krallen. Die ersten drei bis vier Tage muss man halt durchhalten. Am besten, man nimmt sich so viel vor, dass man keine Möglichkeit hat, auch nur an ein Schläfchen zu denken …

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Nach der ersten Nacht in unserem gemütlichen Ryokan begannen wir den Tag wieder mit einem Bad im heissen O-furo. Es hatte ca. 10 cm geschneit, zudem bliess ein heftiger kalter Wind, der bereits in der Nacht an den Fenstern gerüttelt hatte.

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Nach dem oppulenten japanischen Frühstück mit allen üblichen Leckereien (Salat, Reis, Ei, Fisch, Misosuppe, eingelegtes Gemüse, …) stapften wir los, um eine Runde durch das Dorf zu drehen. Yudanaka selbst ist keine Schönheit, ein durchschnittliches Onsen-Dorf mit jeder Menge hässlicher Hotelbunker. Interessant sind aber die zahlreichen, winzig Und auch am Bahnhof gibt es ein grosses öffentliches Badehaus. Welch ein Glück, wenn das Thermalwasser so üppig fliesst, so dass man es so grosszügig verschenkt!kleinen öffentlichen Badehäuser zwischen den Häusern, die man gratis benutzen darf.

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Hier noch ein Baum voller japanischer Khaki-Früchte, die offenbar gut winterhart sind.

Yudanaka lebt vor allem von der Schneeaffen-Schau. Und deswegen waren wir ja auch gekommen.
Um 11 Uhr waren wir wieder zurück im Hotel, um auf die Imai-sans zu warten. Und bei ihrer Ankunft, kaum 20 min. später gab es natürlich ein grosses Hallo in der Lobby unter den interessierten Blicken der Ryokan-Besitzer. Nach einem kleinen Mittagessen (heisse Soba-Nudeln) fuhren wir gleich los zum Jigokudani Yaen Koen.

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Vom dortigen Parkplatz aus geht es ca. 1/2h Fussweg durch den Wald. Der Weg am Berghang war wegen des Schnees entsprechend vereist, aber breit genug und auch noch ganz gut zu begehen.

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Einige Leute kamen uns entgegen und machten zufriedene Gesichter. Prima, dann hatten sie wohl ein paar Affen gesehen.

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Bereits vor Eintritt in den Park hörte und sah man die Affen auf der anderen Seite  Flusses umherflitzen. Und schon 50m vor dem Onsen sass ein Aufpasser-Affe friedlich auf dem Zaun.

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Im Rotemburo gab es noch Platz. Es waren einige Affen drin, andere sassen bereits wieder draussen und andere wiederum suchten im Schnee eifrig nach Futter. Sie wuselten völlig ungerührt um die Touristenbeine, wirkten sehr entspannt und scheinen den Rummel mit den vielen Menschen und Kameras völlig gewohnt zu sein. Man konnte mit wirklich sehr kurzem Abstand Fotos machen.

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Überraschend war die grössere Zahl der Affenmütter mit Jungen. Die waren natürlich besonders niedlich, weil sie auch im Wasser herumplanschten und spielten…

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Trotz der Niedlichkeiten mussten wir uns dann doch wieder auf den Rückweg machen, denn wir wollten noch nach Nagano fahren.

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Imai-san hatte diese beiden Ziele vorgeschlagen, um einerseits das dortige Präfektursmuseum zu besuchen, und zum anderen noch den berühmten Tempel Zenko-ji anzuschauen. Und mit dem Auto war es natürlich etwas einfacher. Allerdings lotste uns das japanische Navigationsgerät sehr kurvenreich durch Felder, Industrie- und Wohngebiete, so dass es doch länger als geplant dauerte.

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Doch es reichte noch gut für den Besuch des Museums und der Gallerie sowie einen kurzen Rundgang im Tempelgelände.

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Die Haupthalle des Zenko-ji ist gigantisch gross. Seit Kyoto hatten wir keine so grosse Halle mehr gesehen, und das ist ja schon 7 Jahre her.

Es handelt sich um den Haupttempel der Tendai(?)-Sekte, deren übrige Klöster sich überwiegend in Zentral-Honshu befinden (wie wir gelernt haben).

Wieder zurück in Yudanaka blieb noch Zeit, sich im heissen O-furo wieder aufzuwärmen (die Männer im Männerbad, die Frauen im Frauenbad).

Um 7 Uhr traffen wir uns dann zum Abendessen, und dieses war absolut gigantisch. Imai-san hatte wohl noch ein paar Extras bestellt, denn die Zimmerfrau, die uns in einem extra für uns hergerichteten Tatami-Raum servierte, brachte Tabletts um Tabletts herein, mit allem, was die japanische Küche an Leckereien hergab. Nun, wir liessen uns dann auch Zeit mit dem Essen, schwatzten (auf Japanisch mit Zuhilfenahme des Englischen), tranken Bier und etwas Sake, und schleppten uns dann sehr, sehr vollgegessen in unsere Zimmer. Aber es hatte einfach zu gut geschmeckt.

Unvermeidlich war natürlich der Omiyage-Austausch: Imai-san hatte uns aus Matsuyama eine Flasche guten Sakes mitgebracht, dazu die leckere Matsuyama-Süssigkeit sowie mindestens ein Kilogramm beste Mikkan. Mikkan sind eine Zitrusfrucht, eine Spezialität der Präfektur Ehime, etwas grösser als unsere Mandarinen – und natürlich viel besser.

Wir holten dann aus zum bescheidenen Gegenschlag: Eine Flasche badischen Weisswein, 3 Stücke Käse aus der Schweiz (vom Natürli-Käsestand im Zürcher Bahnhof), und ein Geschirrtuch aus Leinen.

So wie sie wussten, dass wir gerne Sake, Matsuyama-Küchlein und Mikkan essen, wussten wir natürlich, dass Imai-san trockenen Weisswein und Käse mögen. Käse ist in Japan sehr teuer, daher hoffen wir, dass wir einigermassen ins Schwarze getroffen haben.

Das mit dem Küchenhandtuch ist noch eine spezielle Geschichte zwischen mir und Imai-san. Sie hat eine Schwäche für deutsche, karierte Geschirrtücher aus 100% Leinen. In Japan gibt es zwar welche, aber offenbar sie sind nur halb so gross wie unser übliches Format. Daher war es klar, dass ich ihr wieder eines mitbringen wollte.

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