Ausflug Chōfu (長府)

Gut 9 Kilometer entlang der Küstenstrasse nach Nordosten liegt Chōfu, in früheren Zeiten selbständige Residenzstadt der bereits bekannten Yamaguchi-Fürstenfamilie Mori, und inzwischen ein zu Shimonoseki gehörender Bezirk. Neben Tempeln, Schreinen und einer weiteren Mori-Villa gibt es noch das Stadtmuseum und das Kunstmuseum. Jedoch folgt nach einem Sonntag bekanntlich ein Montag. Ergo hatten die Museen geschlossen. An sich schade, aber zeitlich wäre es damit auch recht knapp geworden.

Es war ein strahlender Herbsttag, was für ein Unterschied zu gestern! Also perfekt, um die  Küstenstrasse entlangzuradeln. Die Hälfte der Strecke ist auf den Gehwegen ganz gut fahrbar. Zwischendrin wird es aber mal recht eng und anstrengend, denn an dieser Strasse ist ziemlich viel Verkehr, und wirklich schön ist das nicht. Aber machbar.

Beim nochmaligen Passieren des Akama-Schreins legten wir erneut einen kurzen Fotostopp ein. An sonnigen Tagen sieht das imposante Tor doch sehr viel prächtiger aus.

Ein Stück weiter, kurz vor der Kammon-Brücke, gibt es noch einen Inari-Schrein mit den typischen roten Tori’s – plus eigener Fussgängerampel.

Und dann heisst es einfach weiterfahren bis Chōfu, wo es dann ab Tourismuszentrum entlang des kleinen Bachs aufwärts geht. Den Shozan-ji-Tempel liessen wir buchstäblich links liegen, als nächstes erreicht man dann den Kōzan-ji Tempel. Dort ist eine 1320 errichtete Halle ein frühes Beispiel für die japanische Zen-Architektur. Gleich gegenüber ist das besagte historische Museum Chōfu – besuchenswert, wenn es denn geöffnet hat.

Absolut unvergleichlich präsentierte sich an diesem Tag auf dem Areal des Kōzan-ji nochmals das Momiji. Manche Anblicke liessen wirklich vermuten, dass jeder der unterschiedlich gefärbten Ahorn-Arten so bewusst gepflanzt worden ist, um eine maximale Farbkomposition zu erreichen.

Jede(r) Besucher knipste, was die Kamera oder das Handy hergab. Und die vielen Kirschbäume lassen darauf schliessen, dass es auch im Frühjahr sehr attraktiv sein muss.

Nicht weit vom Tempel entfernt liegt die Mori-Residenz, ganz in traditionellem Stil von 1898 bis 1902 erbaut. Auch diese Villa und ihr Garten bestechen durch sämtlichen Japan-Klischees: Ein traditionelles Haus, Steinlaternen, ein schöner Garten mit viel Moos und Momiji. Auch der Meiji-Kaiser hat dort einmal übernachtet.

Die Residenz liegt dann schon im ehemaligen Samurai-Quartier. Alte Häuser sind dort allerdings nicht mehr zu sehen, jedoch erhält man durch die durch Mauern eingefassten, stillen Strassenzüge noch ein gutes Bild, wie es zu früheren Zeiten gewesen sein muss.

Jedenfalls hatten wir den Eindruck, dass Chōfu auch heute noch eine Wohngegend für bessergestellte Herrschaften sein muss. Zumindest im ehemaligen Samurai-Viertel. Etwas weiter unten war es dann weniger nobel und ein typisches japanisches Haus gerade im Bau. Gegen die Holzkonstruktion ist ja an sich nichts einzuwenden. Sie müssten das alles einfach besser isolieren…

Nächstes Ziel war ein etwa 1000 Jahre alter Ginkgo-Baum im Chōfu Shōen-ji. Ein sehr beeindruckendes, weibliches Exemplar mit sehr stinkigen Samen und seltenen Luftwurzeln, die wir so noch nie gesehen hatten.

Wir nahmen ein paar Samen mit, nicht ohne sie im Dreck etwas von der stinkenden Haut abgerubbelt zu haben. Wie wäre es mit einem Nachkommen am Zürichberg?? Sie sind aber wohl schwer zu ziehen, nur jede dreissigste Ginkgo-Samen keimt. Vermutlich braucht es auch noch ein Männchen dazu. Der Vorgang ist total kompliziert (s. Wikipedia).

Der Chōfu Garten (Chōfu Teien), ein klassischer Landschaftsgarten, bot nochmals Japan-Klischee pur, bevor wir uns hungrig wieder zurück zum Supermarkt begaben, an dem wir am Morgen vorbeigeradelt waren.

Dort kauften wir unser O-Bento und glücklicherweise fanden wir auch an den Schlossruinen einen netten Picknick-Platz. So gesättigt liess es sich dann leicht wieder Richtung Shimonoseki zurückradeln.

Beim Kammon-Tunnel wechselten wir nochmals die Kammon-Strassenseite und besuchten zum Abschluss des Tages noch das Kyūshū Railway Museum.

In einer Stunde ist das gut zu bewältigen, und die alten Loks und Waggons anzuschauen ist durchaus spannend.

Um 17 Uhr ist da aber auch Schluss, und kurze Zeit später wird es rasch dunkel.

An der Fähranlegestelle bot sich ein schönes Abendrot, und zurück in Shimonosekis Uferpromenade glitzerte schon der Weihnachtsschmuck. Stimmt, das hatten wir glatt übersehen: In gut vier Wochen ist Weihnachten.

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