Arita – 有田

Nach zwei Tagen in der Stadt war gestern Landausflug angesagt, und zwar nach Arita, ca. 1.5h per Expresszug westlich von Fukuoka Richtung Sasebo/Huis ten Bosch.

Ausflug 3: Huis ten Bosch

Bereits in Tobe haben wir ja Porzellanwaren bewundert (siehe Post vom 30.3.09). Nun interessierte uns noch Arita, die Porzellanstadt Kyushus. Seit 400 Jahren wird in dieser Gegend wirklich feinstes, teures Porzellan hergestellt, das „Arita-yaki“. Der Stil der Bemalung ist ein anderer und die Produkte sind auch dünner und feiner als bei der Tobe-Ware.
Wir waren eigentlich nur auf Porzellan eingestellt, doch Aritas östlicher Stadtteil mit den alten Manufakturen überraschte uns als überaus aufgeräumtes und historisch gut erhaltenes, integres Städtchen. So etwas ist in Japan doch nicht so häufig anzutreffen.

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D a s jährliche Ereignis des Ortes ist die Arita Tōkiichi, der Porzellan-Markt während der „Golden Week“ vom 29.4.-5.5.. Da kommen über eine Million BesucherInnen in die Stadt. Eine Verkäuferin zeigte uns Fotos. Da geht es wirklich zu wie auf dem Münchner Oktoberfest. Derzeit und dann noch unter der Woche ist es mehr als ruhig. Zuerst radelten wir etwas im Ort herum. Es gibt zahlreiche offizielle Sehenswürdigkeiten, z.B. ein kleines Keramikmuseum, zahlreiche Galerien, alte Manufaktur- und Mauerreste und einen 1000 Jahre alten Ginkobaum.

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Dann entdeckten wir zufällig eine schöne, alte Fabrik.

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Ein freundlicher Herr bat uns hinein, und es zeigte sich, dass dies eine Spezialfirma für künstlerische Wandkeramik war. Ein riesiges Bild war gerade in Arbeit.

Kein Geschirr, sondern Kunst

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Die zuerst glasierten und gebrannten Platten (Brennung bei 1400°C) werden gerade farbig bemalt. Nach der Trocknung folgt die zweite Brennung mit „nur“ 800°C um die Farbe zu fixieren. Das Brennen dauert eine Woche, denn damit das ganze nicht springt muss der Ofen langsam aufgeheizt und wieder heruntergekühlt werden.
Warum wir das so genau berichten können? Nun, die Konversation klappte vorzüglich, da unser Japanisch in etwas so gut war wie das Englisch der netten Dame, die vom älteren Herrn herbeigerufen worden war. Zum Abschied bekamen wir noch einen kleinen Katalog mit Arbeiten geschenkt.
Ein paar Zierkirschenbäume hatten auch noch ein paar dekorative Blüten für uns.

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Der östliche Teil des Ortes besteht vor allem aus alten Häusern und Firmen. Es gibt sehr eine Reihe sehr schöner, alter Manufakturshäuser und alte Ladengeschäfte. Allerdings scheinen viele inzwischen verwaist zu sein bzw. öffnen  ihre (Schiebe-)Türen vielleicht nur noch für die goldene Woche.

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Trotzdem gibt es noch viele Geschäfte, die Auswahl ist gross und für uns fast unüberschaubar.

Das "Meissen" Japans (Meissen ist auch Partnerstadt)

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Es ist sehr schwer, hart zu bleiben. Der Gedanke, wo man das Gekaufte zuhause unterbringen soll, wirkt der Kaufgier etwas entgegen. Und der Blick in den Geldbeutel auch, denn billig sind schöne Stücke wirklich nicht. Ein hübsches Schälchen kann schon mal über CHF 100.00 Franken kosten.
Thom und ich hielten uns lieber in der Abteilung B-Waren auf. Dort ist es erschwinglich, und es gibt nicht gleich ein Drama, wenn etwas zu Bruch gehen sollte.
Was uns dennoch irritierte war, dass wir praktisch die einzigen Touristen/Stöberer waren. Viele Läden und Fabriken waren geschlossen, ausgerechnet auch die, bei denen ich gerne beim Herstellungsprozess zugeschaut hätte (wie in Tobe). Gut, vermutlich kommen die Käufer eher am Wochenende, aber die Ruhe hatte fast schon etwas gespenstisches, da wir das von Japan nicht unbedingt gewohnt sind. Die Verkäufer waren sehr freundlich, in einem Laden, in dem wir auch etwas Geld liessen, bekamen wir Tee und wurden geknipst.

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Wir knipsten zurück.

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Die offizielle Verkaufsstrasse der grossen Firmen liegt 3km ausserhalb des Ortes, kein Problem für Birdy-FahrerInnen.

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Hier gibt es zwanzig Läden, alle voller Porzellan und kaum ein Mensch drin. Es war wie ausgestorben, aber zum schauen natürlich sehr gut. Und die japanischen Verkäufer halten sich sehr dezent im Hintergrund und versuchen nicht, einem irgendetwas aufzuquatschen. Sehr angenehm. Und gut, dass unsere Tragekapazitäten so extrem beschränkt waren. Wir sind mehrfach fast schwach geworden. Nun gut, ein paar Kleinigkeiten fanden uns noch.
Schon ziemlich erschöpft schafften wir noch den Weg ins sehr informative Kyushu Ceramic Museum und schauten im Schnelldurchlauf die dortige Sammlung an.
Sehr interessant, insbesondere die „Mr. & Mrs. Shibata Collection“, eine Schenkung von sehr schönen Arita-Porzellanstücken aus der Edo-Zeit.
Pünktlich zur Schliessung um 17 Uhr bimmelten dann die Museums-Porzellanglocken der deutschen Schwesternstadt Aritas. Welche das wohl ist? Na klar doch, Meissen natürlich!

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