Unser Ausflug heute führte uns nach Arita. Nach über acht Jahren waren wir gespannt, mit hoffentlich geschulterem Blick über die Produkte der alten Porzellanstadt schauen zu können. Viel andere Keramik haben wir seit 2009 (s. Blogbeitrag) kennengelernt.
Imari und Arita sind nur 25 Minuten via Matsuura-Line voneinander entfernt, und es fährt auch alle 45 Minuten ein Zug. So hatten wir das ja schliesslich vorbereitet. 😉
Wir starteten unseren Besuch mit dem sehr empfehlenswerten Kyūshū Ceramic Museum hinter dem Bahnhof, für das wir uns diesmal richtig Zeit nehmen wollten. Vor acht Jahren waren wir kurz vor Feierabend dort gewesen und es hatte für die sehenswerte Shibata-Kollektion (Porzellan aus der Edo-Zeit) nicht mehr gereicht.
Das Museum befindet sich – mal wieder – auf einem ziemlich hohen Hügel, auf den unsere Birdys hochgeschoben werden mussten. Das Museumscafé hatte zwar offiziell noch geschlossen, aber es stellte sich heraus, dass die freundliche Frau, die wir auf dem steilen Weg nach oben getroffen hatten, die zuständige Dame fürs Café war, und sie öffnete extra für uns 20 Minuten früher, um uns den morgendlichen Koffeinschub zu ermöglichen. Was für ein netter Service!
Im Kaffee gibt es auch feinen Kuchen (hier die leckere Matcha-Rolle), und man isst/trinkt alles aus 200 Jahre altem Arita-Porzellan. Ein guter Start in den Tag. 😉
Für die weiteren Besichtigungen nimmt man sich eine der gut gemachten Infobroschüren (in mehreren Sprachen, auch Englisch) am Bahnhof. Die Mehrzahl der Produzenten und Läden befindet sich in Uchiyama, ab Bahnhof ca. 2 km in östlicher Richtung (Richtung Kami-Arita). Ein Fahrrad ist wirklich von Vorteil. Good News für alle ohne Faltvelo: In Arita kann man Fahrräder leihen. Vorsicht mit über 175 cm Körpergrösse. Wird dann lustig. 🙂
Man radelt entlang der Strasse, die mal mehr, mal weniger befahren ist, vorbei an zahllosen Porzellanshops auf beiden Seiten. In alle einen Blick hineinzuwerfen, wenn sie denn geöffnet haben, ist ein ziemlich zeitaufwendiges Unterfangen. Und ob es eine eigene Porzellanwerkstätte ist oder ein Wiederverkaufsgeschäft ist (für uns) häufig erst auf den zweiten Blick zu erkennen.
Jedenfalls steuerten wir erstmal gezielt das (Wiederverkaufs-)Geschäft an, in dem Thom 2009 seine Arita-Lieblingsbecherchen gekauft hatte. Leider ist eines einige Jahre später einem Küchenunfall zum Opfer gefallen. Vielleicht hatten wir ja Glück und es stand noch eines herum?
Die Verkäuferinnen waren sehr überrascht und schauten sogar noch in alten Büchern nach. Aber da auch nicht klar war, von welcher Werkstätte es stammte (der Stempel unten war undeutlich), war nichts zu machen. 8 Jahre sind dann doch eine lange Zeit.
Die Sehenswürdigkeiten im Ort sind gut ausgeschildert. An den Bushaltestellen gibt es sogar schöne Pläne aus Porzellan (was sonst…). Sowieso wird mit Porzellan inflationär umgegangen, und selbst in den Pflastersteinen sind die Reste dekorativ verbacken.
Es lohnt sich, irgendwann von der Hauptstrasse nach links ins Dorf zu fahren und dem Fussweg am Fluss zu folgen. Die alte Mauer gibt es immer noch, ebenso die Werkstätte für Porzellankunst. Ein Highlight ist auf jeden Fall der ca. 1000 Jahre alte Ginkgo-Baum.
Diesmal radelten wir weiter die Strasse hoch bis zum alten Kaolin-Steinbruch Izumiyama. Zu Thoms Kummer durfte dieser nur mit grossem Abstand bewundert werden. Es sah auch so aus, als wäre da vor einiger Zeit etwas ins Rutschen gekommen. Also blieben wir brav am Zaun. Ein japanisches Pärchen war auch am Schauen und wir kamen ins Gespräch. Wir machten ein Foto von Ihnen, und sie eines von uns.
Zur Mittagszeit erinnerten wir uns auch an das Sushi-Restaurant, das wir vor 8 Jahren besucht haben. Das wird immer noch vom gleichen Meister geführt und ist weiterhin sehr empfehlenswert. Zum Glück bekamen wir noch einen Platz am Counter (am Tresen).
Zum Dessert folgte der eigentliche Teil unseres Besuchs: Das systematische Abklappern sehr, sehr vieler Geschäfte nach brauchbaren Waren für uns.
Allerdings bekamen wir nach und nach den Eindruck, dass sich in Arita in Bezug auf Form, Farbe und Gestaltung von Porzellan wenig entwickelt. Japanisches Geschirr (z.B. Schalen und Teller für das japanische Menü) haben wir einfach schon viel. Speziellere Objekte sind dann schon rarer, und traditionell europäische Kaffeetassen (Tasse plus Untertasse) im höheren dreistelligen Preisbereich haben wir auch nicht unbedingt gesucht. Bei grossen Bechertassen (Mug) oder Ramen-Suppenschalen wären wir schnell schwach geworden.
Aber die angebotenen Ramen-Schalen mit flottem Design fanden wir zum einen etwas zu klein geraten und zudem nicht gerade preisgünstig (ca. CHF 35 pro Stück). Da scheint unser Meister in Tobe etwas innovativer zu denken (s. Blogeintrag Tobe vom 12.12.15 ). Er hatte zum Beispiel wunderbare neue Tassen im Angebot. Daher hat Arita diesmal leider kein Geschäft mit uns gemacht.
Schön ist das abwechslungsreiche Ortsbild von Uchiyama mit den alten Werkstätten. Von alten, traditionellen Häusern bis zu Meiji-Holzhäusern oder Bauten der 20er-Jahre ist alles zu finden.
Ab 17 Uhr gab es dann nicht mehr viel zu tun und es fing dann auch an zu dunkeln. Zeit für die Heimfahrt mit unserem Bähnchen.
Zurück in Imari wurden wir wieder daran erinnert, dass ja bald Weihnachten ist. Da hat sich die Stadt rund um den Bahnhof (dem Zentrum der Stadt) doch beim Thema Weihnachtsbeleuchtung ziemlich ordentlich ins Zeug gelegt.
Thom machte noch ein paar Doku-Fotos, aber dann zog es uns rasch in Richtung Hotel. Jetzt, wo die Sonne weg war, war es wieder ziemlich kalt geworden. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Hotel liegt der örtliche, grosse Supermarkt «MaxValu», der mit seinem grossen Angebot und 24/7-Öffnungszeiten die ganze Stadt Imari plus Umgebung am Leben zu erhalten scheint. Uns im Übrigen auch, denn wir kauften da noch rasch unser Abendessen (Sashimi, Gemüsesalate, Bier).
Das Wichtigste am Abend ist und bleibt in jedem Fall das heisse Hotelbad. 🙂