Arcachon – Mimizan – Soustons – Bayonne

Donnerstag, 16.8.
Arcachon – Mimizan-Ville
(Fahrtstrecke 89.0 km, Zeit 6:17h, Schnitt 15,30 km/h, Höhenmeter 324m)

Dank des frühen Hotelfrühstücksangebots kommen wir zeitig los – jedoch nicht ohne beim Bäcker des Vertrauens ein Baguette fürs Picknick gekauft zu haben. Die lange Schlange deutete auf hohe Qualität hin. Es war dann auch sehr, sehr fein – und bio noch dazu.

Um wieder auf die Velodyssée-Route zu gelangen nehmen wir die wenig schöne, aber kürzeste Strecke entlang der Hauptausfallstrasse bis Les Miquelots. Am Morgen ist es zum Glück noch einigermassen friedlich. Nochmals kommen wir an der Dune du Pyla vorbei und radeln nun weiter nach Süden. Erst einmal geht die Velodyssée entlang der gut befahrenen Strasse. Nicht wirklich schön, aber nach 10 km zweigt es ab, und es fährt sich wieder entspannt auf den ruhigen Waldpisten.

In Biscarosse Plage ist Kaffeepause. Der Ort quillt über vor Surfern. Baden kann man nicht, die Flagge steht auf rot (=zu gefährlich). Die Wellenreiter dürfen sich trotzdem im Wasser herumtreiben.

Nach Biscarosse Plage geht es dann ins Landesinnere, es folgen ca. 7 km unvermeidliches Dünen-auf-und-ab, bis man den Étang de Cazaux et de Sanguinet erreicht. Nach dem tosenden Atlantik macht dieser dann einen umso friedlicheren Eindruck. Schwimmer kommen hier in jedem Fall mehr auf ihre Kosten, denn der See ist aalglatt.

Am schmalen Verbindungskanal zwischen dem Étang de Cazaux und dem Étang de Biscarosse legen wir unsere mittägliche Picknick-Pause ein. Immerhin haben wir schon die Hälfte unseres heutigen Tagwerks geschafft.

Der Abschnitt zwischen Biscarosse und Gastes durch die Landes, mit grossem Abstand zum Seeufer, ist nicht wirklich der Hit. Es geht sicher gut 10 km geradeaus, bevor die Strasse mal einen sanften Bogen macht.

Bei Gastes müssen wir durstig einen kurzen Stopp bei der „Superette des Grands Lacs“ einlegen. Saft trinkend stehen wir in diesem etwas merkwürdigen Ensemble mit Ferienbedarfsartikel-Laden, 7/7-Waschsalon, dem kleinen Rathaus sowie einem Riesengummi-Einhorn. Dazu brummt der örtliche Hauswart mit seinem Rasenmäher über die verblichenen Grünflächen. Das höchst provinzielle Idyll wirkt überaus schräg.

Immerhin liegt  der Étang de Biscarosse gleich dahinter, ebenfalls ein Paradies für Schwimmer und Windsurfer. Der Weg führt mitten durch den Wohnmobil-Park. Immerhin gibt es sogar Selbstbedienungs-Luft für Velofahrer. Sage niemand was gegen Gastes!

Ansonsten sind die Landes eine ziemlich friedliche Gegend. Ebene, Wälder, Felder, und manchmal eine Kuhweide.

Mimizan (Ville oder Bourg, nicht Plage) erreichen wir am sehr späten Nachmittag.
Unser „Hôtel du Lac“ hat schöne, grosse Zimmer (gross genug für eine Runde Yoga :-)) und liegt ruhig am Ufer des Étang d’Aureilhan. Nach dem Frischmachen heisst es: Abendessen suchen.

Im Prinzip kommt man vom Hotel bis ins Zentrum ja sehr schnell über eine Brücke. Wenn sie nicht – wie jetzt – gesperrt ist. Totalschaden, leider, und das Gemeindekässeli liess einen schnellen Ersatz (gemäss der Wirtin) nicht gleich zu. Zum Glück waren wir mit dem Velo unterwegs.

Rasch bewunderten wir noch die Sehenswürdigkeit von Mimizan: Den stehengebliebenen Turm der alten Abtei. Für das  benachbarte Museum war es natürlich schon zu spät.

Der Restaurant-Tipp unserer Wirtin entpuppt sich leider als „geschlossen“.
Wir zögerten beim Nächstbesten nicht lange, denn die Auswahl ist höchst beschränkt in Mimizan Ville. Dieses sah neu und sympathisch aus, und tatsächlich hatten sie noch zwei Plätze. Weitere Interessenten nach uns wurden wieder weggeschickt. Glück gehabt!
„Le Vauclin“ war ein Volltreffer. Der Piraten-Koch hatte sein Handwerk gelernt (nach Aussagen des Kellners hat er auch für die Armee gekocht). Mit der Dorade plus Zitronen-Fenchelgemüse waren wir höchst zufrieden.

Wieder zurück beim Hotel begann es schon zu dämmern. Direkt beim Hotel und dem Seeufer beginnt ein kleiner, blumengesäumter Spazierweg, die „Promenade fleuri“, hübsch für einen Verdauungsspaziergang.

Als Betthupferl gibt es dann noch das mitgefahrene Bier aus Lacanau. Ordentlich, aber nicht umwerfend. Ein lokales Mimizan-Bier gibt es offenbar (noch) nicht. Die Gegend hätte vielleicht noch Potential!

Geschlafen haben wir in dieser Idylle natürlich wunderbar. Mimizan Ville – wieder ein Aufenthalt wert!

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Freitag, 17.8.
Mimizan-Ville – Soustons
(Fahrtstrecke 82.0 km, Zeit 4:46h, Schnitt 17,20 km/h, Höhenmeter 303m)

In der Nacht hatte es etwas geschauert, und als wir uns nach dem Frühstück auf die Velos schwangen, war alles noch recht feucht. Bis Mimizan-Plage waren es ca. 8 km, und die Route zur Küste führt durch den schönen Kiefernwald, wo wir recht wunderlichen Dingen begegneten.

Hier wurde in einem neuen, schonenden Verfahren Kiefernharz gewonnen (frz. gemmage). Das hatten wir jetzt auch noch nie gesehen.

Kaum zu glauben, dass aus einem so zarten, winzigen Setzling mal ein stattlicher Baum wird.

In Mimizan Plage gibt es nichts, was uns stoppt, und auch für eine Kaffeepause ist es noch zu früh, also radeln wir weiter. Nach 15 km taucht der Leuchtturm von Contis les Bains auf. Wieder mal sehr viele Surfer, und ein Velofahrer hat neben seinem Gepäck auch sein Surfbrett dabei.

Das Meer rauscht wild, es weht ein ordentlicher Wind, den man im Wald nicht so spürt (und zum Glück kommt er von Nordwesten…). Die Strandflagge steht weiterhin auf rot, weiterhin ist nichts mit Schwimmen. Der Atlantik ist einfach keine Badewanne.

Wir radeln im Wald und hinter den vor dem Wind schützenden Dünen weiter nach Süden, immer parallel der Küste entlang. Es sind einige Velofahrer sind unterwegs, aber alles ist ganz friedlich. Radeln im Kiefernwald ist einfach Erholung pur.

Bei den Brombeeren am Wegesrand können auch wir nicht widerstehen. Sie sind wirklich fein! Daraus Konfi(türe) zuzubereiten wäre super!

Am Étang de Léon findet dann das mittägliche Picknick statt, bevor es wieder ziemlich  geradeaus weitergeht. Die Strecke Léon – Soustons verläuft auf der alten, stillgelegten Bahnlinie, und wir kommen sehr zügig voran.

Soustons ist ein sehr kleiner, verschlafener Ort, und unser  Hotel „Auberge Batby“ liegt direkt am Étang de Soustons. Wir freuen uns schon auf das Abendessen in dessen sehr bekannten „Restaurant du Lac“, gönnen uns davor aber noch ein baskisches Apéro-Bierchen im Ortszentrum.

Das Essen ist natürlich umwerfend, und das Restaurant bis auf den letzten Platz belegt. Wie schön, diese Adresse recherchiert und rechtzeitig reserviert zu haben! Der Besitzer und Küchenmeister Monsieur Batby, ist zudem rührend besorgt um unsere Velos, und er verspricht, sie nach Küchenschluss in deren Vorraum zu holen. Sicher ist sicher.

Das Essen ist natürlich vom Feinsten und basiert auf regionalen Zutaten. Das sehr klein gewürfelte Gemüse ist ebenfalls eine besondere Inspiration. Seitdem versuchen Thom und ich häufiger „à la Batby“ zu kochen. Kleiner geschnitten schmeckt es doch nochmal feiner.

Auch der gewählte Jurançon war ausgesprochen trinkig und passte hervorragend.
Und beim Dessert (Millefeuille mit Apfelfüllung, dazu ein Apfelsorbet) fehlten sogar mir schlicht die Worte. So macht Velourlaub Spass!! 😉

 

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Samstag, 18.8.
Soustons – Bayonne
(Fahrtstrecke 55.0 km, Zeit 3:30h, Schnitt 15,80 km/h, Höhenmeter 160m)

Unsere letzte Tour-Etappe mit Gepäck starten wir um 9 Uhr. Samstags ist zu dieser Zeit noch alles ziemlich ruhig und menschenleer. Von Soustons müssen wir zuerst wieder 6 km zurück  zur Velodyssée-Route fahren. Auf der Strecke begegnen wir einem Läufer auf den hohen, traditionellen Stelzen der Landes. Ich war beeindruckt, wie rasch er lief, drum hatte er auch einen Rad fahrenden Begleiter dabei. Er blieb kurz stehen, und ich durfte ein Foto von ihm machen, chic!

Bald erreichten wir Capbreton. Auf der Suche nach einer Toilette und einem Kaffee landeten wir mitten in der samstäglichen Markt-Rush-Hour mit Jazz-Konzert, so flüchteten wir 6 km weiter in den nächsten Ort, Labenne Océan.

Nach gebührender Bewunderung des aufgewühlten Atlantiks assen wir der Einfachheit halber eine Kleinigkeit zum Zmittag in einer der Strandbuden. Nach dem edlen Diner bei Batby natürlich eher bescheiden in der Qualität, und Picknick wäre wohl – wie immer – die bessere Wahl gewesen… Aber man muss halt manchmal nehmen, was so kommt.

Im Zickzack geht es weiter Richtung Bayonne, und nach Tarnos endet die Route sehr unschön im Industriegebiet. Nach dieser herrlichen Woche auf den Voies Vertes leider etwas enttäuschend.

Immerhin freut uns unsere Unterkunft: Unser gemietetes Appartement liegt in einem alten Haus inmitten eines ruhigen Villenviertels direkt bei der Stierkampf-Aréna.
Nach der Einweisung in unsere Unterkunft ist der Rest des Nachmittags ausgefüllt mit Einkaufen. Und dann war auch schon wieder Essenszeit. Das „Itsaski“ an den Ufern der Nive ist zu empfehlen.

Diese Version des „Baba au Rhum“ war zwar auch ganz originell und gut, aber doch nicht zu vergleichen mit der des kleinen Familienrestaurants in Lacanau. Wir sind gespannt, welche „Baba“-Varianten wir noch entdecken können.

 

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