Alle schönen Dinge sind drei – mit Matsushima Bay – 松島

2007年天橋立と宮島を見ましたから、日本三景でやっと松島を見たいです。電車で仙台市から松島海岸までいきました。松島は本当に込んででした。瑞巌寺や福浦島は静かな場所でした。

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Die drei schönsten Landschaften Japans (日本三景- Nihon sankei) werden seit dem 17. Jahrhundert immer wieder gerühmt und sind in jedem Reiseführer erwähnt. 2007, auf unserer zweiten Japan-Reise, hatten wir gleich zwei dieser Ansichten in unserem Programm: Die Himmelsbrücke Amanohashidate nördlich von Kyoto sowie der Torii von Miyajima  in der Nähe von Hiroshima.  Von diesen drei Landschaften fehlte uns also nur noch eine: Matsushima (Matsu-shima = Kieferninsel), die Bucht der 270 Inseln in der Nähe von Sendai. Heute war nun der Tag, um die berühmte Bucht zu sehen. Perfektes Wetter mit strahlend blauem Himmel, 33°C mit einer angenehmen Brise. Was will man mehr?

Blick auf Matsushima

Von Sendai aus fährt man ca. 30 Minuten mit der Bahn. Und wir waren nicht die einzigen Fahrgäste. Genaugenommen war der Zug ziemlich voll, und in Matsushima Kaigan quollen die Menschen aus dem Zug und aus dem Bahnhof hinaus. Alle strömten in Richtung der Ausflugsschiffe, ein einziges Gequäcke von Megaphonen, die verschiedene Touren anboten, Omiyage-Shops und Imbissbuden in einer Reihe… Solch einen Rummel hatten wir schon lange nicht mehr erlebt, es erinnerte uns eher an den Bodensee oder den Lago Maggiore während der Hochsaison. Dazu schob sich noch ein endloser Verkehr mit vielen Lastwagen durch den Ort, für mich das Unangenehmste. Es ist offenbar die wichtigste Strasse an der Küste entlang, auch für den Schwerverkehr. Sehr schade, dass sich alles lärmig und stinkig durch den beschaulichen Ort quält. Tipp: Bloss nicht mit dem Auto nach Matsushima!
Da wir mit unseren Birdys nicht wirklich gut vorankamen, flüchteten wir erst einmal zu den landeinwärts an den Hügeln gelegenen Tempeln. Der Zuigan-ji gilt als wichtigster Zen-Tempel Tohokus und  ist ein „National treasure“.  Und dort war praktisch gar nichts mehr los. Die Menschen zieht es offenbar wie magisch zu den Schiffen.

Felshöhlen

Unsere Velos durften wir am Eingangshäuschen abstellen. Unerwartet schön war das zum Tempel führende, kleine Wäldchen mit seinem bemoosten Grund, sowie die eindrucksvollen Steinhöhlen, in die sich einst die Mönche zum Meditieren zurückzogen. Es ist ja häufig sehr nützlich, einen Ort nicht zu kennen bzw. auch nichts über ihn gelesen zu haben. So blickt man erstaunt und erfreut auf all die überraschenden Dinge, die sich einem bieten.

Felsgravur

Moosteppich

Die Ruhe im Tempelbereich nach der überfüllten Hauptstrasse hatte fast zwangsläufig etwas Zen-mässiges… Zu besichtigen ist derzeit ein Nebengebäude, ein  sowie das Museum. Die Zuiganji Haupthalle selbst ist seit 2009 wegen Renovierung geschlossen, die Arbeiten werden noch bis 2018(!) andauern. Beim starken Erdbeben im letzten Jahr hatte das Gebäude zwar Schäden erlitten, war jedoch stabil genug, um Überlebenden der Katastrophe eine Zeitlang Obdach zu bieten. Matsushima sowie die Buch hat, was den Tsunami angeht, grosses Glück gehabt: Durch die Kette von vorgelagerten Inseln wurden die drei grossen Wellen wie ausgebremst, so dass es „nur“ zu Überschwemmungen in geringerer Höhe (ca. 1m) kam.

Zuiganji-Nebengebäude

Bambus

Schrein

Auch der benachbarte Zen-Tempel Entsu-in barg Überraschungen in Form eines richtigen Zen-Steingartens.

Entsuji-Zengarten

Auf der rot dekorierten Bank daneben fotografierten alle japanischen Männer ihre Freundinnen bzw. Frauen. War das ein Ritual? Bringt es Glück?

Sicherheitshalber tat Thom das auch mal. 🙂

Sylvi auf der roten Bank

Ein kleiner Park mit einem Mausoleum der Date-Familie schloss sich an den Steingarten an, also den Fürsten, die während der Edo-Ära über Sendai und Miyagi geherrscht hatten. Der Rundweg führte noch vorbei an weiteren Felshöhlen und einer kleinen Begräbnisstätte mit noch vom Obon-Fest geschmückten Gräbern, die das friedliche Ensemble vervollständigten.

Felshöhlen

Friedhof

Und warum manche Buddha-Statuen rote Kappen und Lätzchen tragen, haben wir immer noch nicht herausgefunden!

Buddha mit Latz

An der geöffneten Tempelhalle ging es dann plötzlich ganz geschäftig zu. Dort waren viele Besucher am, nun ja basteln, wie sich herausstellte. Man konnte sich dort sein eigenes Tempel-Glückskettchen herstellen. Normalerweise gibt es diese fertig fürs Handgelenk zu kaufen, hier war es möglich, sich sein eigenes Design – mit eigener segensreicher Wirkung – aus Plastik- oder Steinperlen –  unter fachkundiger Anleitung zusammenzustellen.

Bastelarbeiten

Ich überlegte kurz, trug ich doch bereits drei Steinkettchen am Handgelenk. Ein viertes war ja nicht unbedingt nötig, und in fünf Minuten wäre das auch nicht getan gewesen.
Zukunftsschau: Später, im Meitetsu-Bahnhof Nagoya, zerriss eines meiner Bändchen, und die grauen Steinperlen verstreuten sich munter im halben Bahnhof. Da hat es mich doch etwas gereut, keine Reserve angelegt zu haben…

Entsuji

Nach Vervollständigung unseres Rundgangs wollten wir uns dann wirklich in den Insel-Trubel stürzen. Immerhin konnten wir die Birdys problemlos abstellen und an die Fähranlegestelle laufen. Es gab nicht nur viele Menschen, sondern auch viele Möwen. Und alle warteten in der heissen Mittagssonne aufs Schiff.

Matsushima-Schiffe

Alle wollen aufs Schiff

Fukura-jima mit Brücke

Wir benutzten den Steg lediglich als Standpunkt für ein Foto der roten Brücke, die zur kleinen Insel Fukuura führte, die  man begehen konnte. Mit den Velos waren wir schnell dort, warfen unsere 200 YEN Überquerungsgebühr in die aufgestellte Box und durften dann über die – aus nächster Nähe nicht so ganz spektakuläre – Brücke zur Insel laufen.

Zwergeninsel

Die Aussicht vom etwa 20m höheren Standpunkt und der Gang einmal um die Insel lohnt sich wirklich. Ein paar kichernde junge Japanerinnen aus Tokyo baten uns um ein Foto, und fragten dann, ob sie auch eines von uns machen sollten. Aber klar doch, auch wenn es etwas vom Winde verweht daherkommt. Immerhin sieht man mal was von der angenehm kühlen Brise in Matsushima. Thom knipste sie dann später noch,  als sie entzückt am Strand herumhüpften.

Thom und Sylvi mit Matsushima-Bay

Tokyoterinnen am Strand

Blick auf die Bay

Es gab auch nochmals einen netten Blick auf das „Nest“ Matsushima, wo sogar eine klitzekleine Burg steht (die man auf dem Foto nur ganz schwach sieht).

Matsushima kaigan

Voller Elan, den in den Prospekten beschriebenen am höchsten gelegenen Aussichtspunkt zu finden, strampelten wir anschliessend wieder mal einen Hügel hinauf.  Irgendwann ging fahren nicht mehr, es war zu steil. Japans Berge können unglaublich ansteigen und ich wundere mich, dass Autos da offenbar noch fahren können. Jedenfalls lohnte es sich wieder aus zweierlei Gründen: Die Aussicht auf die Bucht ist wirklich schön (sieht man mal von der Gebäudekulisse Matsushimas ab) und oben war es absolut verlassen, obwohl man sogar einen kleinen, überdachten Rastplatz errichtet hat. Freiwillig läuft hier wohl niemand gerne hoch.

Matsushima-Bay vom Hügel

In der Hoffnung auf einen noch grandioseren Aussichtsberg radelten wir dann etwas in nördliche Richtung, durch unzerstörte Reisfelder, an die nächste Bucht mit einem Strandpark. Hier war es schwer zu sagen, ob die Schäden dort schon länger entstanden waren (der Park war etwa 30 Jahre alt) oder durch das Beben im letzten Jahr. Einen höheren Hügel fanden wir nicht mehr, und ein vielversprechender Aussichtspunkt gehörte einem Hotel. Also fuhren wir wieder zurück. Und dann fand Thom tatsächlich mitten auf der Strasse ein Handy.

Es funktionierte noch. Was tun damit? Wir konnten ja nicht einmal lesen was da stand. Am besten also bei einem Koban abgeben.

Zwar fanden wir den Weg zum JR Matsushima Bahnhof, jedoch kein Koban weit und breit. Ein Taxifahrer bestätigte dann: Der Koban wäre beim anderen Bahnhof. Thom hatte keinen Bock, wieder zum anderen Bahnhof zurückzuradeln. Für mich musste das jetzt schon sein, denn sollten wir das Handy denn in Sendai abgeben? Funde verpflichten eben. Also trennten sich unsere Wege. Thom mit dem nächsten Zug zurück nach Sendai, und ich mit dem Gerät wieder zurück Richtung Matsushimakaigan zum Koban, in dem ein etwas überraschter Polizist das Handy entgegennahm. Auf der supergenauen Koban-Landkarte konnte ich ihm noch den genauen Fundort zeigen. Das war’s dann, und dafür hatte ich grade einen Zug sausen lassen. Aber immerhin hatte ich das Gefühl, einer unbekannten Person einen grossen Gefallen getan zu haben. 😉

Thom und ich trafen uns dann später im Hotel wieder. Während ich auf den Zug gewartet, gemütlich die Bummelstrecke zurückgefahren war und schon beim Bloggen entspannte, hatte er in Sendai endlich mal eine grosse Buchhandlung gefunden, die er in seinem eigenen Tempo (und ohne drängelnde Sylvi) erkunden konnte. Vielleicht sollten wir bei Gelegenheit mal öfters separat unterwegs sein? Zumindest dann, wenn sich unsere Dickschädel mal partout nicht einigen können. Aber das ist  glücklicherweise (erstaunlicherweise) nicht soo oft der Fall … 😉

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